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Mit bis zu 160 km/h unter dem Aachener Wald hindurch
Zwei Röhren - ein Ziel
Weil die Röhre des alten Buschtunnels aus dem Jahre 1843 so marode ist (die Experten haben dafür das hübsche Wort "entfestigt" gefunden), gilt seit einiger Zeit ein Tempolimit: Thalys (Köln-Aachen-Paris)
und ICE3
(Köln-Aachen-Brüssel)
dürfen nur noch mit 40 km/h hindurchschleichen.
Vortrieb im Sandkasten am 08. September 2005 bei Tunnelmeter 177: Am oberen Bildrand und rechts ist der Rohrschirm zu erkennen. Rund 40 Kilometer dieser Rohre werden am Ende im neuen Buschtunnel vergraben sein. Weil das Material so leicht und locker ist, ist die Arbeit so schwer. Pro Tag kommen die Mineure wegen der aufwändigen Sicherungsarbeiten nur zwei Meter voran.
© Foto: Ulrich Simons |
Frage daher für die Bahn:
Wie macht
man ein Bauwerk fit für die Herausforderungen
des
neuen Jahrtausends, das aussieht wie der Lieferanteneingang von Harry Potter's Zauberschule Hogwarts?
Denn ab 2007 sollen durch den heutigen Steinbruch die Hochgeschwindigkeits-Züge
zwischen
Frankfurt/Köln/Aachen und Brüssel/Paris hindurchfegen. Mit bis zu 160 km/h. Theoretisch.
Reges Interesse: Am 24. Juni 2005 beginnt der bergmännische Vortrieb.
© Foto: Ulrich Simons |
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Also zuschütten und eine neue, zweigleisige Röhre graben?
- Zu teuer und im Sand zu kompliziert.
Sanierung
im laufenden
Betrieb?
- Wie soll das funktionieren?
Zudem lassen Höhe und Breite der vorhandenen Lichtraumprofils nach Einbau einer neuen Innenschale keinen zweigleisigen Betrieb mehr zu.
So entscheidet man sich schließlich für den Bau
einer
zweiten,
711 Meter langen Röhre.
Wenn die fertig ist, soll es an die Sanierung des alten Schätzchens gehen.
Am Ende werden dann eine nagelneue und eine runderneuerte, jeweils eingleisige Tunnelröhre unter dem Aachener Wald hindurch führen, beide nutzbar für Geschwindigkeiten bis 160 km/h. |
Am 28. September 2004 beginnt die ARGE Buschtunnel am Eberburgweg mit der Einrichtung der Baustelle. Ein Dreivierteljahr später, am 24. Juni 2005 ist der offizielle Baubeginn, der "Tunnelanschlag".
Es wird das spannendste Bauvorhaben in Aachen seit Jahrzehnten und vermutlich auch für Jahrzehnte.
Nach dem Vortrieb der Kalotte, auf deren temporärer Sohle der Bagger steht, wird der Tunnel im "rückschreitenden Vortrieb" vier Meter tiefer ausgebaggert und auf seinen endgültigen Querschnitt von rund 80 qm gebracht. Eine Momentaufnahme vom 09. August 2006.
© Foto: Ulrich Simons |
Denn es gibt ein kleines Problem: Der Ronheider Berg besteht aus Feinsand, war vor rund 100 Millionen Jahren der Boden eines tropischen Binnenmeeres.
Wer mal versucht hat, am Strand einen Tunnel in eine Sandburg zu graben, weiß, was das bedeutet ...
"Berg ist wie Zucker", bringt der kroatische Mineur Piele Idzanovic die Gefahr und die gleichzeitige Herausforderung auf den Punkt.
Fluch der Karibik, gewissermaßen.
Blick in den Ulla-Tunnel am 02. Februar 2006.
© Foto: Ulrich Simons |
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Die Mineure haben einen Plan: Vortrieb in Teilquerschnitten (der Tunnel wird in zwei "Arbeitsgängen" aufgefahren) und kleinen Abschlägen (Meter für Meter) mit vorauseilender Sicherung (durch Rohrschirme, Bohranker, Baustahlmatten und viel Spritzbeton) und mit nacheilender Sicherung (durch Stützkeile, Ausbaubögen und noch mehr Spritzbeton).
So entsteht eine Außenschale, in der später mithilfe eines Schalwagens die Tunnelröhre betoniert wird. Neue österrechische Tunnelbautechnik NÖT heißt das Verfahren.
Da fällt einem nichts mehr ein. Theoretisch.
Elf Monate brauchen sie für den Vortrieb der Kalotte, des Gewölbes der Tunnelröhre. |
Dann geht es mit dem Bagger in nur dreieinhalb Monaten zurück, vier Meter nach unten, nehmen Strosse (der Mittelteil) und Sohle (das Gegenstück zu Kalotte) Gestalt an.
Von dieser Zeit zwischen dem 24. Juni 2005 und dem 19. August 2006, dem Tunnel und von den Männern im Ronheider Meersand erzählt die Galerie "Die Tage des Büffels".
Die Bilderserie "Mit dem Schalwagen durch den Berg" beginnt am 22. Juli 2006 mit dem Betonieren des ersten Sohlblocks und beschreibt den Ausbau der "Baugrube" zum Eisenbahntunnel.
Die Galerie "Der alte Buschtunnel bekommt eine neue Innenschale" befasst sich mit dem alten Buschtunnel und voraussichtlich ab Juni 2009 mit der Sanierung und dem Umbau des mehr als 160 Jahre alten Gemäuers.
Die Galerie "Das Krümel-Monster - so marode ist er wirklich" beschriebt in einer Momentaufnahme vom 29. November 2006 den Zustand des alten Buschtunnels von 1843.
In der Galerie "Gleisbau - Tunnel sucht Anschluss" finden sich die Bilder von den Außenarbeiten nach Fertigstellung der Tunnelröhre des neuen Buschtunnels.
Und dann gibt es da noch die "Entenpfuhler Brücke", erst 30 Jahre alt, aber einer ihrer Pfeiler steht an einer Stelle, wo man ihn gar nicht brauchen kann. Abreißen, neu bauen.
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